Like a panic attack at VfL Bochum

Like a panic attack at VfL Bochum

Es hat lange gedauert bis zum ersten Trainerwechsel der laufenden Bundesligasaison, nur Niko Kovac (2019 beim FC Bayern) und Mark van Bommel (2021 in Wolfsburg) waren im vergangenen Jahrzehnt zu noch späteren Zeitpunkten die ersten Trainer, die ihren Platz räumen mussten. Am Sonntagabend gab nun der VfL Bochum die Trennung von dem vor der Saison eingestellten Peter Zeidler bekannt. Weil der Revierklub noch sieglos ist, als erster Bundesligaklub im Pokal ausschied und der Trend eindeutig abwärts zeigt.

Vorstand und Geschäftsführung haben „zusammen mit der sportlichen Leitung sowie der Mannschaft eine gründliche Analyse vorgenommen“, teilte der Klub mit. „Das Ergebnis: Es fehlt die Überzeugung, dass der VfL in der bisherigen personellen Konstellation das Ziel Klassenerhalt schaffen kann.“ Aufgrund dieser Entwicklung, die am vorigen Samstag in einer erschreckend schwachen Leistung beim 1:3 in Hoffenheim gipfelte, wurde auch Sportdirektor Marc Lettau mit sofortiger Wirkung entlassen – die Aktion erinnert an eine Panikattacke.

Ein Duo übernimmt „bis auf Weiteres“

Geschäftsführer Ilja Kaenzig und Vorstandschef Hans-Peter Villis äußerten sich zunächst weder zur Trennung von den beiden Führungskräften noch zu möglichen Nachfolgern; doch am Montagnachmittag bestätigte der Klub, dass Zeidlers bisherige Assistenztrainer Markus Feldhoff und Murat Ural die Mannschaft „bis auf Weiteres“ als Duo übernehmen werden. Das ist eine kostengünstige Lösung, wobei die Maßnahmen wie schon der Kontext der Trennung von Thomas Letsch im vergangenen April nicht wirklich durchdacht erscheint. Es scheint mehr um den Rauswurf als Zeichen der Handlungsfähigkeit zu gehen als um einen fachlich fundierten Plan.

Denn eigentlich ist ja nichts Unerwartetes passiert bislang. Der VfL Bochum gehört gemeinsam mit Holstein Kiel, dem FC St. Pauli und dem 1. FC Heidenheim zu den vier Bundesligavereinen mit den geringsten Mitteln. Im Gegensatz zu den beiden Aufsteigern und dem Überraschungsteam der Vorsaison aus der Ostalb hat der Revierklub jedoch vier seiner wichtigsten Spieler verloren: Kevin Stöger, Patrick Osterhage, Keven Schlotterbeck und den immer noch in Bochum unter Vertrag stehenden, aber schon lange verletzten Bernardo. Hinzu kommt, dass mit dem 62 Jahre alten Peter Zeidler ein neuer Trainer kam, der die Bundesliga noch nicht kannte.

Zeidler glaubte an die Wende

Es gab gute Ansätze und sehr ordentliche Leistungen, eigentlich kann niemand überrascht sein, dass es auch Rückschläge gab und dieses Projekt Zeit braucht. Zumal es mit der Trennung von Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian nach der Vorsaison auch einen Umbruch in der Sportlichen Leitung gab. „Die Mannschaft lebt“, sagte Zeidler noch am Samstag nach der Partie in Hoffenheim. Aber der Trainer, der zuvor beim FC St. Gallen vier Jahre lang erstaunliche Erfolge bewirkt hatte, bekam keine Zeit.

Dabei haben die Bochumer eigentlich die Erfahrung gemacht, dass sich ein schwacher Saisonstart gut reparieren lässt. Vor zwei Jahren gelang ihnen der erste Sieg am neunten Spieltag, in der vergangenen Saison dauerte es sogar bis zum zehnten Spieltag – am Ende schafften sie jeweils den Klassenverbleib. Zeidler glaubte daran, eine ähnliche Wende herbeiführen zu können und sagte noch nach der Niederlage am Samstag: „Dass ich fleißig und sehr kompetent bin, das weiß man. Und weil dem so ist, bin ich Trainer des VfL Bochum – hoffentlich noch sehr lange.“

Gegen Zeidler sprach allerdings, dass seine Erzählung von der langsamen Entwicklung und den kleinen Fortschritten immer mehr an Glaubwürdigkeit verlor. „Trotz vieler Gespräche und Bemühungen in den vergangenen Wochen ist es nicht gelungen, signifikante Verbesserungen in sportlicher oder tabellarischer Hinsicht zu erzielen“, lautete der erstgenannte Grund für die Entlassungen in der offiziellen Mitteilung des Revierklubs. Allerdings leiden die Bochumer jetzt nach dem Rückzug von Patrick Fabian und der Trennung von Lettau unter einem schweren Mangel an sportlicher Kompetenz.

Führungskräfte, die unter den interessanten Trainerkandidaten vernetzt sind und konkret an passenden Wintertransfers arbeiten sollten, sind weg. Und der Spielplan wirkt wie ein bevorstehender Höllenritt: Am Sonntag wird der FC Bayern im Bochum erwartet, es folgen Duelle in Frankfurt, gegen Leverkusen und in Stuttgart.

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