After 4:3 against Leipzig: Hoffenheim in ecstasy

After 4:3 against Leipzig: Hoffenheim in ecstasy

Tom Bischof, mit 19 Jahren der jüngste Hoffenheimer Profi aus der Startaufstellung im Duell mit RB Leipzig, staunte über eine der vielen Ansagen des neuen Trainers Christian Ilzer. „Er meinte, dass wir wie Kinder spielen sollen.“ Der österreichische Fußballlehrer, vertraut mit der Psychologie der vielen Volten in diesem immer wieder wechselhaften Sport, hatte seinen Profis zu einer neuen Unbeschwertheit im Umgang mit Ball und Gegner geraten. Mit einer zugewandten Menschenführung, die er so beschreibt: „Um bei den Spielern gleich anzukommen, braucht man auch viel Gefühl. Wenn du mit Menschen zu tun hast, ist es eine der wichtigsten Fähigkeiten, zuzuhören.“ Und siehe da: Die Botschaft des 47 Jahre alten Steirers kam an.

Seine Mannschaft trat ganz und gar nicht mit kindlicher Naivität zu Ilzers Premiere in der Sinsheimer Arena an, wohl aber mit der kindlichen Freude, aus den eigenen Möglichkeiten neue Funken zu schlagen. Dreimal zurückgelegen, viermal zurückgeschlagen: So sah das Drehbuch zu diesem verrückten Fußballthriller aus, in dem am Ende der unter Ilzers Vorgänger Pellegrino Matarazzo oft zu verkopfte, zögerliche Tabellendreizehnte den seit einigen Wochen wackelnden Tabellendritten 4:3 besiegte.

Mit jugendlicher Unbeschwertheit, mit neuem Selbstbewusstsein und mit einem Draufgängerfußball, dem die Sachsen letztlich nicht gewachsen waren, weil sie nach ihren Toren zum 1:0 durch Orban (15. Minute), 2:1 durch Nusa (19.) und 3:2 durch Nsokis Eigentor (67.) nachließen statt nachzulegen. So boten sich den Nordbadenern immer wieder günstige Gelegenheiten, den Favoriten ins Stolpern zu bringen wie beim 1:1 durch Hlozek (17.), beim 2:2 durch Bischofs Freistoß (50.) und beim 3:3 abermals durch Hlozek (82.). Am Ende schlichen die Sachsen nach dem Kopfballtreffer zum 4:3 des eingewechselten Dänen Jacob Bruun Larsen (87.) geschlagen und über sich selbst tief enttäuscht vom Platz.

Alarmierende Krise

Nach dem vierten sieglosen Pflichtspiel nacheinander rutschte RB, wochenlang das Team mit der besten Ligaabwehr, in eine alarmierende Krise, die den Kader der Hochbegabten augenscheinlich tief getroffen und verunsichert hat. Schnelle Abhilfe scheint fürs Erste nicht in Sicht, geht es doch für die in der Champions League bisher ohne Punkt dastehenden Leipziger schon am Dienstag nach Mailand zum italienischen Meister Inter.

„Wir nutzen unsere Führungen nicht, um ein Gefühl fürs Spiel zu bekommen“, beklagte Trainer Marco Rose den Ist-Zustand seines Teams, „wir waren nicht so in der Partie, wie wir es hätten sein können und müssen. Den Schuh muss ich mir anziehen. Dementsprechend werden wir jetzt stürmische Zeiten in Leipzig haben.“

Sportgeschäftsführer Marcel Schäfer, alles andere als ein Heißsporn, empfand den Auftritt der Leipziger als „absolut enttäuschend. Wir haben uns zu sehr mit dem Verwalten beschäftigt. RB-Fußball ist, nach vorn zu verteidigen, weitere Tore erzielen zu wollen. Wir gehen sehr sorglos mit unseren Zielen und unserer Situation um. Wir müssen jetzt liefern, zusammenhalten und geschlossen bleiben.“

Während die Sachsen wieder zu sich und ihrem Fußball zurückfinden müssen, haben die Hoffenheimer den Start in ein neues Fußballabenteuer mit neuen Impulsen aus dem österreichisch dominierten Trainerstab genossen, in dem Ilzer gar nicht so laut, aber jederzeit bestimmt, selbstsicher und sensibel zugleich den Ton angibt. Die jüngsten Signale der Kraichgauer, die 2008 unter der Regie des vorwärtsgewandten Trainers Ralf Rangnick in die Bundesliga gestürmt waren, deuten auf die Rückkehr des attraktiven, druckvollen Angriffsfußballs unter der Regie des vom österreichischen Meister Sturm Graz gekommenen Trainers Christian Ilzer. Was er zu seinem Einstand gesehen hatte, brachte den kahlköpfigen Fußballlehrer ins Staunen. „Großes Kino, cooler Film“, schwärmte der neue Regisseur des Hoffenheimer Fußballs, „was ich heute von meiner Mannschaft präsentiert bekommen habe, war nicht eintönig, sondern abwechslungsreich.“

Passend zu diesem Spielfilm hatten tausende Hoffenheim-Fans in dem mit 28.023 Zuschauern ansehnlich gefüllten Sinsheimer Stadion ihre Handys leuchten lassen. Ein stimmiger Rahmen für diese vorweihnachtliche Fußballbescherung. Wer wie am Samstag die Hoffenheimer mit kindlicher Lust auf mehr Fußball auf und davon stürmt, sendet auch ein Signal neuer Reife: bis zum Schluss um alles zu spielen und zu kämpfen.

Damit verdiente sich die TSG den Sieg, während die Leipziger als halbherzige Verteidiger von drei dünnen Torguthaben am Ende nichts in der Hand hielten, was sie hätte trösten können.

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