Jean-Matteo Bahoya hat sein gewinnendes Lächeln nicht verloren. Der 19 Jahre alte Fußballprofi kommt bei der Frankfurter Eintracht zwar nur minutenweise zum Einsatz, aber viel mehr kann ein Nachwuchsstürmer auch nicht erwarten, wenn er Kollegen wie Omar Marmoush und Hugo Ekitiké hat, die derzeit das aufregendste Angreifer-Duo der Bundesliga bilden.
Nein, es läuft nicht schlecht für den jungen Franzosen, seitdem er Ende Januar dieses Jahres am Main angekommen ist. Gekommen von der SCO Angers, für die er als gerade 18-Jähriger ein paar Erstliga-Kurzeinsätze absolvieren durfte und nach dem Abstieg 19 Mal in der zweiten französischen Liga mitmischte. Dabei gelangen ihm fünf Treffer und zwei Torvorlagen.
Aber mehr noch beeindruckte er durch seine leichtfüßigen und dynamischen Sololäufe, mit denen er gegnerische Abwehrreihen knackte. Eine Fähigkeit, die hoch im Kurs steht im Profifußball, nach solchen Spielern suchen auch europäische Spitzenklubs.
An der Börse würde man von einer Seitwärtsentwicklung sprechen
Dass die Eintracht das Wettbieten um die vielversprechende Fußball-Aktie Bahoya für sich entschied, lag an ihrem mittlerweile guten Ruf als gehobener Ausbildungsverein, den sich in den vergangenen Jahren durch die durchschlagende Entwicklung vieler Talente erworben hat. Billig war das perspektivische Investment nicht – acht Millionen Euro, die sich durch Erfolgsboni auf knapp über zehn Millionen Euro erhöhen können, stellen ein gewisses Risiko für einen Spieler dar, der zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung in seiner Profikarriere gerade acht Mal in einer Startelf gestanden hatte, davon sechs Mal in der zweiten Liga.
An der Börse würde man von einer Seitwärtsentwicklung Bahoyas sprechen, mit leicht positiver Richtung und unverändert vielversprechender Perspektive. Es sind zwei Startelfeinsätze hinzugekommen und inklusive Europa League 13 Teilzeitbeschäftigungen. Insgesamt wirkt der Flügelflitzer in diesem Spätherbst stabiler, seriöser, erwachsener und widerstandsfähiger als in seinen Anfangswochen in Frankfurt und zeigt mehr Spielverständnis. Aber bis jetzt ist ihm noch keines seiner unwiderstehlichen Dribblings gelungen.
Trainer Dino Toppmöller verfällt deswegen nicht in Unruhe oder in Ungeduld. Er sieht die Fortschritte – gerade bei dessen Athletik. „Wir geben Jean-Matteo die Zeit, die er braucht.“
Bahoya ist optimistisch, dass er nicht mehr lange benötigt, um deutlich mehr Spielzeit zu bekommen. „Ich fühle mich in Frankfurt wohl und merke, dass ich jetzt angekommen bin.“ Sein Englisch und sein Deutsch ist nun besser, er hat sich ans Leben im Ausland gewöhnt. Auch an die größere Intensität und Dynamik in der Bundesliga habe er sich anpassen müssen. „Dann hat mir der Trainer taktisch einiges vermittelt, und dass ich auch mehr nach hinten arbeiten muss“, sagt Bahoya.
Der Flügelflitzer, der gerne an der linken Seitenlinie sprintet und dann in die Mitte zieht, um mit seinem rechten Fuß zu schießen oder zu passen, akzeptiert, dass er sich bei der Eintracht quasi noch in einem Lernjahr befindet. „Das heißt aber nicht, dass ich während der Lehre nicht häufiger spielen könnte.“
Er ist nicht unzufrieden mit seiner Situation, wünscht sich aber mehr: „Ich bleibe dran, ich weiß, dass mein Moment kommen wird.“ Noch fehle es ihm ein wenig an Selbstvertrauen, um seine Dribblings auf das Niveau zu heben, das ihn in Angers bekannt und begehrt gemacht hat. „Außerdem verteidigen die Gegenspieler auf einem höheren Niveau. Aber ich habe es nicht verlernt. Ich kann diese Dribblings auch hier machen, ich vertraue meinen Fähigkeiten.“
Im Training klappt es schon. Am Mittwoch gehörte Bahoya bei den sehr intensiven Übungsspielchen auf der Größe eines Drittelspielfeldes zu den auffälligsten Spielern. Auch ohne Anlauf gelangen ihm viele Soli, und viele seiner Abschlüsse landeten präzise in den Ecken des Tores. In seinem Bewegungsablauf und durch seine Frisur ähnelt er ein wenig an Hugo Ekitiké. „Wirklich?“, fragt Bahoya mit einem Lächeln nach. „Wir sind komplett unterschiedliche Typen, aber es ehrt mich, mit Hugo verglichen zu werden. Und ich werde alles dafür tun, noch besser zu werden als er.“