BSW top candidate Oliver Ruhnert: tough negotiator

BSW top candidate Oliver Ruhnert: tough negotiator

Wer sich im Fußball Pläne zurechtlegt, dem ergeht es oft nicht anders als dem, der Pläne fürs Leben schmiedet: Er wird von der Gegenwart eingeholt. Oliver Ruhnert weiß das genau. Er hatte es sich so schön überlegt: In seinem letzten Jahr wollte er Nachfolger Horst Heldt einarbeiten, noch ein wenig als Chefscout die Plätze der Republik bereisen und sich schließlich, ab Sommer, der Politik widmen. Dann würde der Wahlkampf in die heiße Phase und Ruhnert auf Stimmenfang gehen. Sein Ziel: der Einzug in den Bundestag für das Bündnis Sahra Wagenknecht.

Nun könnte für Ruhnert doch alles viel schneller gehen. Olaf Scholz sei Dank. Durch die vorgezogenen Neuwahlen beginnt der Wahlkampf nicht erst im Sommer, sondern bereits um den Jahreswechsel herum. Dann wird Ruhnerts Arbeitsvertrag ausgesetzt. Sollte er es in den Bundestag schaffen, endet der Vertrag vorzeitig.

Auf eine Karriere als hauptamtlicher Politiker arbeitet der 53 Jahre alte Ruhnert schon lange hin. In seiner Heimat Iserlohn saß er als Vertreter der Linken im Stadtrat, dafür pendelte er regelmäßig zwischen Nordrhein-Westfalen und Berlin. Seine sozialistische Prägung ließ er im erzkapitalistischen Profifußball außen vor. Ruhnert erwarb sich über die Jahre einen Ruf als knallharter Verhandler mit eingeschränkter Kompromissbereitschaft. Nie ließ er sich treiben. Wenn es sein musste, sagte er klangvollen Namen kurz vor der Vertragsunterschrift ab.

Das Geschäft durchschaute er besser als andere

Das Fußballgeschäft und dessen Prot­agonisten durchschaute er besser als andere, weil er im Kleinen das Große sah und umgekehrt. Scout war er und Trainer in der fünften Liga. Und wenn er neben all diesen Tätigkeiten noch Zeit fand, stellte er sich sonntags als Schiedsrichter in der Kreisliga auf einen Ascheplatz. „Die Probleme, die ein Trainer in der fünften Liga hat, sind die gleichen wie in der Bundesliga. Nur die Nullen hinter dem Komma sind andere“, hat er einmal gesagt.

Sein Gespür für die richtigen Leute zur richtigen Zeit machte aus dem 1. FC Union einen der aufstrebendsten Klubs in Deutschland. Von der zweiten Liga bis in die Champions League, das sind die Klammern, die Ruhnerts Wirken in Berlin rahmen. Er war es, der den Trainer Urs Fischer für Union entdeckte und der jeden Sommer aufs Neue erfolgreich eine Mannschaft zusammenstellte. Unter seiner Führung kamen und gingen viele Spieler. Nur kein Stillstand, so lautete sein Credo. Damit kann er auch in seinem neuen Beruf auf viel Zustimmung hoffen.

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