Seinem ersten Auftritt als Cheftrainer der TSG Hoffenheim hat es am Montag zu keiner Sekunde an Klarheit gefehlt. Christian Ilzer, in Österreich der Meistertrainer des SK Sturm Graz, hat seine Premierenvorstellung bei der abstiegsbedrohten TSG Hoffenheim dazu genutzt, deutliche Botschaften zu versenden. Fünf Tage vor seiner Premiere im Duell mit dem Bundesliga-Zweiten RB Leipzig mied der steirische Fußballlehrer die branchenüblichen Floskeln. Stattdessen schöpfte der 47 Jahre alte Nachfolger des vor einer Woche entlassenen Pellegrino Matarazzo aus dem Fundus seines Selbstbewusstseins.
Ilzer, so scheint es, weiß, was er will, was er kann und was für den gemeinsamen Erfolg beim Tabellenfünfzehnten nötig sein wird. Geholt von seinem langjährigen Grazer Wegbegleiter Andreas Schicker, der seit rund einem Monat als Hoffenheimer Fußballgeschäftsführer die Geschicke der TSG leitet, und gekommen mit seinen vertrauten Assistenztrainern Dominik Deutschl und Uwe Hölzl, denen im Dezember noch der Athletiktrainer Marco Angeler folgt, kann sich Ilzer im Kraichgau fast wie zu Hause fühlen. Zumal auch noch der ihm wohlbekannte Grazer Paul Pajduch die Seiten gewechselt hat und als Technischer Direktor einer der ersten Helfer von Schicker ist.
Nun muss die Grazer Gruppe in Zuzenhausen, dem Domizil des selbsternannten „Dorfvereins“, zügig die richtigen Impulse setzen, um die TSG wieder voranzubringen. Ilzers „Powerfußball“ soll auf Sicht so manchen Fan an die Zeiten unter Ralf Rangnick, inzwischen österreichischer Nationaltrainer, erinnern, der mit der TSG Hoffenheim 2008 in die Bundesliga stürmte. Rangnicks Epigone hat sich von der achten Liga bis zum Primus der österreichischen Bundesliga akribisch vorangearbeitet.
Der studierte Sportwissenschaftler geht seine neue Aufgabe in einer der fünf europäischen Topligen „mit einem richtig guten Gefühl“ an. Fürs Erste sieht Ilzer „viel Potential“ in der TSG. Dass er den Tabellenersten aus Graz mitten in der Saison verlassen hat, verbindet er nicht mit Gewissensbissen. „Ich war in einem Kreis, um etwas zu bewegen“, sagt er, „jetzt kann ich aus dem Kreis heraustreten, weil die Mannschaft auf der Schiene ist.“
Überzeugt von sich, beschreibt er seine neue Aufgabe mit der Metapher von einem „sehr guten Schachspieler“, der sich mitten im Spiel ans Schachbrett setzt und „sehr schnell weiß, welche Züge zu machen sind“. Da Ilzer es mit hier und da fehlbaren Menschen zu tun hat, sagt er aber auch: „Man muss wissen, wie man die Menschen anpackt. Am Ende musst du es schaffen, sie anzuzünden.“ Feuer und Flamme für die TSG Hoffenheim zu sein, lautet Ilzers Botschaft. Sie muss jetzt nur noch ankommen.