Florian Wirtz like Lionel Messi once did

Florian Wirtz like Lionel Messi once did

Dass Florian Wirtz nach einem Spiel von Bayer Leverkusen vor den Reportern erscheint, ist eine Seltenheit, lieber schicken die Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung erfahrene Spieler wie Granit Xhaka oder den Torhüter Lukas Hradecky. Am Mittwoch jedoch, nach dem 5:0 gegen RB Salzburg, bei dem der 21 Jahre alte Nationalspieler bei seiner Auswechslung mit stehend dargebrachten Ovationen und „Fußballgott“-Rufen des Publikums gefeiert worden war, kam er zum kleinen Plausch vorbei. Wirtz und seine spektakulären Fähigkeiten sind in Leverkusen inzwischen bestens bekannt, neu ist aber seine Beziehung zur Champions League, die gerade zu einer leidenschaftlichen Liebe wird.

Die Königsklassenbühne ist auf dem Weg eines Weltklassetalents in die Phalanx der allergrößten Spieler oft noch bedeutsamer als die Turniere der Nationalmannschaften. „Was Besonderes“, nannte Wirtz die Champions League daher mit einem zufriedenen Lächeln und sagte, sein Team habe „ein super Spiel gemacht“. Wer nur diese Worte hört, mag denken: typische inhaltsleere Fußballerfloskeln. Doch zuvor auf dem Rasen hatte Wirtz seine These vom speziellen Charakter dieses Wettbewerbs mit einer außergewöhnlichen Leistung gestützt. Nächte wie diese fehlten lange in seiner Karriere und inspirieren ihn. Das war nicht zu übersehen.

Erst vor zwei Monaten hat Wirtz seine erste Partie in der Champions League absolviert, nach seinen beiden Treffern gegen Salzburg hat er jetzt in fünf Einsätzen fünf Tore geschossen und eines vorbereitet. Wirtz war nicht zu bremsen, er dribbelte, lupfte, schoss, streichelte den Ball, legte Chancen auf. „Das ist ein Genuss für jeden Fan, für jeden Spieler, für jeden Mitspieler“, sagte Granit Xhaka, lobte „diesen Hunger, diese Spielfreude und Mentalität“, und ordnete die Kunst seines jungen Kollegen der Kategorie „Next Level“ zu. „Wir sehen, dass dies der Wettbewerb für ihn ist“, sagte Trainer Xabi Alonso, dessen Team auch dank des entfesselten Wirtz die wohl beste Saisonleistung gelang.

Starke Verbindung

Weil die Salzburger früh jedes Selbstvertrauen verloren, ist bei der Bewertung der Leistung etwas Vorsicht geboten, aber zwischenzeitlich erinnerte die Werkself tatsächlich an die großen Tage des FC Barcelona unter Pep Guardiola mit Sergio Busquets, Andres Iniesta und Xavi im Mittelfeld. Und mit Lionel Messi davor, der oft auf ähnliche Art und Weise herausragte, wie jetzt Wirtz: tänzerisch, dynamisch, inspiriert und erfüllt von der Überzeugung, Dinge zu können, die sonst niemand kann. „Er ist ein Gamechanger“, sagte Salzburgs Trainer Pepijn Lijnders“ über den deutschen Nationalspieler, „er lässt Dinge ganz einfach aussehen, die sehr schwierig sind. Heute war er nicht zu stoppen, er ist unglaublich.“ Und mit Alonso hat er einen Trainer, der genau weiß, welche Kräfte aus der Verbindung zwischen solchen Fußballern und der Königsklasse entstehen können.

Vielleicht spielen diese Erfahrungen des Trainers auch einer Rolle bei der Veränderung eines internen Rankings; denn obwohl mit Exequiel Palacios der Strafstoßschütze der vergangenen Saison auf dem Platz stand, durfte Wirtz den Elfmeter zum 1:0 ausführen (8.). „Ich habe mir über die letzte Zeit den ersten Platz für das Elfmeterschießen ergattert“, berichtete er, nachdem er den Ball technisch brillant im oberen Bereich des Tores versenkt hatte. Damit folgt Wirtz auch hier einer Tradition: die großen Offensivspieler schießen Elfmeter in der Champions League.

Wie überfällig dieser Entwicklungsschritt war, zeigt übrigens ein Blick hinüber nach München auf Jamal Musiala, dessen Karriere bekanntlich ziemlich parallel verlaufen ist. Beide sind 21 Jahre alt, Musiala kam 123 mal in der Bundesliga zum Einsatz und hat 38 Länderspiele absolviert. Wirtz kommt auf 120 Bundesligaspiele und 29 Partien in der DFB-Elf.

Alles stimmt

Doch in der Champions League hat der Angreifer vom FC Bayern bereits 39 Mal gespielt, während Wirtz mit seinen erst fünf Einsätzen viel nachzuholen hat. Genauso spielte er, schoss auch noch das 3:0 (30.) und bereitete das 5:0 mit einem Weltklassepass vor. Wobei Alonso trotz der vielen imponierenden Aktionen auch eine leise Kritik formulierte: „Wir wollen Flo helfen, wir müssen ihn im richtigen Raum finden, er muss warten, er kann nicht überall sein“, sagte der Trainer.

Womöglich meinte er damit weniger Wirtz‘ Leistung gegen Salzburg als das mit 0:4 verlorene Gastspiel beim FC Liverpool, wo der von etlichen Großklubs umworbene Profi tatsächlich zu viel wollte, sich in komplizierten Dingen verhedderte und damit selbst schwächte. Nun aber stimmte eigentlich alles, auch insgesamt für die Werkself.

„Das ist die Mannschaft, die letztes Jahr so dominant gewesen ist“, sagte Xhaka, „wir haben viel dafür trainiert, dass wir diese Stärke zurückholen: bei Ballverlust sofort draufzugehen.“ Selbst in diesen Gegenpressingmomenten gehörte Florian Wirtz zu den treibenden Kräften seiner Mannschaft, was ihn schon jetzt unterscheidet von Leuten wie Messi oder Cristiano Ronaldo, die besonders in den frühen Runden der Champions League ganz gerne auch mal andere für sich arbeiten ließen.

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