Nach mehr als einem Vierteljahrhundert wird der ehemalige England-Stürmer Gary Lineker die Moderation der beliebten samstäglichen BBC-Sendung „Match of the Day“ aufgeben, wenn sein Vertrag am Ende der Fußballsaison im kommenden Mai ausläuft. Die mitunter gespannte Beziehung der Rundfunkanstalt zu ihrem mit einem Jahresgehalt von 1,35 Millionen Pfund höchstbezahlten Moderator bleibt jedoch bis zur Fußballweltmeisterschaft von 2026 erhalten, über die er aus Amerika berichten wird. Dann verlässt Lineker die BBC ganz. Bis dahin soll er die englische FA-Cup-Saison von 2025/26 für den Sender begleiten. Außerdem nimmt die BBC-Mediathek den zweimal wöchentlich laufenden Podcast „The Rest is Football“ in ihre Mediathek auf.
Er wollte auf Gehalt verzichten
Die Serie, in der sich Lineker mit zwei anderen ehemaligen Fußballspielern über den Sport unterhält, ist eine von zehn „The Rest is“-Produktionen zu Politik, Geschichte, Wirtschaft und anderen Themen des erfolgreichen Podcastunternehmens Goalhanger, dessen Mitgründer Lineker ist. Medienberichten zufolge geht die Vertragsverlängerung mit der BBC um achtzehn Monate mit einer beträchtlichen Gehaltskürzung einher. Kritiker der BBC, allen voran die „Daily Mail“, stichelten jedoch rasch gegen Linekers „einträgliche Verabschiedung“. Durch das Streaming-Abkommen werde der Moderator womöglich weiter Millionen scheffeln.
Es war kein Geheimnis, dass Alex Kay-Jelski, der seit Juni amtierende Sportchef der BBC, darauf bedacht ist, Kosten zu dämpfen und die seit 1964 ausgestrahlte Flaggschiffsendung, das englische Gegenstück zur „Sportschau“, aufzufrischen. Euphemistisch wird das mit der Formulierung umschrieben, die Sendung werde den veränderten Sehgewohnheiten angepasst. Dabei hat sich das Format von „Match of the Day“ erstaunlich gut gehalten, wie vier Millionen Zuschauer bezeugen.
Als Spieler sah er nie eine rote oder gelbe Karte
Die Gespräche mit der BBC sind wohl nicht ganz im Sinne Linekers verlaufen. Die BBC-Kulturkorrespondentin berichtet, Lineker sei angeblich geneigt gewesen, bei „Match of the Day“ zu bleiben. Unmittelbar vor dem Beginn der Vertragsverhandlungen im vergangenen Monat hatte eine an die Öffentlichkeit gedrungene E-Mail mit dem Entwurf einer Presseerklärung zum Abschied Linekers die Spekulationen angeheizt.
In seiner Fußballkarriere zeichnete den Spitzen-Torjäger aus, dass er nie eine rote oder gelbe Karte bekam. Hingegen rügte ihn die BBC wegen seiner politischen Tweets des öfteren. Unter dem Druck konservativer Medien wurde der als „woke“ beschimpfte Moderator im letzten Jahr sogar suspendiert, als er die Rhetorik der damaligen Innenministerin zur Asylpolitik mit dem Deutschland der 1930er Jahre verglich. Linekers Kollegen streikten aus Solidarität. Über ein Wochenende hinweg musste sich die BBC mit reduzierter Fußballberichterstattung behelfen, bevor sie einlenkte. Der Eklat führte sogar dazu, dass die Rundfunkanstalt ihre Richtlinien über die Nutzung der sozialen Netzwerke veränderte, um prominenten Moderatoren von Sendungen wie „Match of the Day“ zu erlauben, ihre politischen Meinungen zu äußern, solange sie keine Partei unterstützen oder einzelne Politiker kritisieren.
Im aktuellen Heft des Männermagazins „Esquire“ weicht der 63 Jahre alte Lineker noch der Frage aus, ob er „Match of the Day“ verlasse. Er wollte es nicht ausschließen. Auf sein Alter hinweisend, sagte er, dass er „irgendwann, irgendwo“ kürzer treten müsse. Trotz der Kritik aus konservativen Kreisen hat er es vollbracht, nach einem Vierteljahrhundert als BBC-Moderator aufzuhören, bevor er sein Verfallsdatum erreicht hat.