Formel-1-Weltmeister Max Verstappen denkt gar nicht daran, beim anstehenden Rennwochenende in São Paulo in Brasilien etwas an seinem Fahrstil zu ändern und schießt gegen seine Kritiker. „Es ist mein zehntes Jahr in der Formel 1 und ich denke, ich weiß, was ich tue“, sagte der Niederländer.
Beim Rennen in Mexiko war er mit zwei waghalsigen Manövern gegen Titelkonkurrent Lando Norris im McLaren aufgefallen und bekam deshalb zwei Zehn-Sekunden-Strafen aufgebrummt. Auch deshalb wurde er am Ende nur Sechster und handelte sich reichlich Kritik ein. Auf Beurteilungen anderer, ihm nicht nahestehenden Menschen, gebe Verstappen aber nicht viel, sagte er. „Ich höre nicht auf sie. Ich bin dreifacher Weltmeister.“
„Hoffe auf einen sauberen Kampf“
Manöver wie in Mexiko gehören für Verstappen aber offenbar zur Tagesordnung – auch wenn er damit gegen Regeln verstoßen könnte. „Manchmal passen sie für dich und manchmal nicht“, sagte er. „Vielleicht“ sei der Strafenkatalog momentan „ein wenig überreguliert“.
Norris findet hingegen, dass die Stewarts „eine sehr schwierige Aufgabe“ haben, aber „einen guten Job“ in der Situation gemacht hätten. Ob es an diesem Wochenende wieder zu einer Eskalation des Duells kommt, könne der 24-Jährige nicht sagen. „Ich hoffe natürlich, dass ich einen saubereren Kampf als den, den wir hatten, erwarten kann“, sagte Norris. Gesprochen hätten beide über den Vorfall nicht miteinander. Norris sei manchmal nach eigener Ansicht „zu nett“ gewesen, glaubt aber trotzdem, in den Duellen „die richtigen Entscheidungen“ getroffen zu haben.
Am Samstag im Sprint (15.00 Uhr MEZ im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1 und bei Sky) und Sonntag im Rennen (18.00 Uhr MEZ im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1 und bei Sky) will Verstappen wieder vorne mit dabei sein. Auch wenn sein Vorsprung in der WM (nur) noch 47 Zähler auf Norris beträgt, gibt er sich entspannt. „Wir haben noch einen guten Vorsprung, ich versuche den Moment zu genießen und alles rauszuholen“, sagte er.
Aufgrund eines drohenden Motorentauschs, den Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko schon in einer Kolumne bei speedweek.com angekündigt hat, muss er allerdings wohl mit einer Strafversetzung um einige Plätze rechnen. Dennoch wolle er mit seinem Team „so erfolgreich sein, wie wir können“.
Pérez: „Das sind nur Gerüchte“
Helfen könnte Verstappen dabei ein neuer Straßenbelag im Autodromo Jose Carlos Pace. Die gesamte Strecke und Boxengasse wurden neu asphaltiert – das dürfte sich auf den Reifenverschleiß auswirken und könnte für ein wenig Wirbel im Kräfteverhältnis in Brasilien sorgen.
Sein Teamkollege Sergio Pérez ist derweil trotz Ansagen seiner Bosse vom Verbleib bei Red Bull nicht nur für den Rest dieser Formel-1-Saison überzeugt. „Das sind nur Gerüchte“, kommentierte der 34 Jahre alte Pilot aus Mexiko sogar öffentlich gemachte Aussagen und kündigte an: „Ihr werdet mich in Vegas sehen, ihr werdet mich nächstes Jahr sehen. Ich mache mir keine Sorgen darüber.“
Nach Pérez’ desaströsem Heimrennen mit Platz 17 am vergangenen Sonntag hatte Teamchef Christian Horner betont: „Ich glaube, dass wir alles getan haben, um Checo zu unterstützen und wir werden in Brasilien damit weitermachen.“ Es komme aber auch ein Punkt, an dem schwere Entscheidungen getroffen werden müssten.
In einem Sky-Interview angesprochen auf die ebenfalls recht klare Aussage von Berater Marko nach dem Mexiko-Rennen, dass Pérez’ Zukunft offen sei und es nicht sicher wäre, dass der Mexikaner im kommenden Jahr im Red Bull sitzen würde, antwortete dieser nun in São Paulo: „Ich weiß, ich werde es sein. Das ist alles, was ich sagen kann.“ Pérez fährt seit 2021 bei Red Bull und an der Seite von Verstappen.
In der Zeit gewann der 27 Jahre alte Niederländer dreimal die Fahrer-WM und führt auch vor dem Großen Preis von Brasilien im Klassement. Pérez ist Achter mit nicht mal halb so vielen Punkten. Potentielle Nachfolger werden auch schon reichlich gehandelt.
Einer davon: Franco Colapinto, 21 Jahre alt, seit vier Grand Prix erst Stammfahrer bei Williams für den Rest dieses Jahres und derzeit eines der begehrtesten Talente in der Motorsport-Königsklasse. Horner bezeichnete ihn als einen interessanten Fahrer und ergänzte im Portal des Fachmagazins „Auto, Motor und Sport“: „Ich wäre ein schlechter Teamchef, wenn ich nicht ausloten würde, ob er zu haben ist.“
Hamilton is allowed to drive Senna car
Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton wird seinem Helden Ayrton Senna im Rahmen des anstehenden Rennwochenendes in São Paulo einen besonderen Tribut zollen. Der Mercedes-Pilot soll am Samstagnachmittag im Rahmen des „Senna Sempre“ („Senna für immer“)-Events nach dem ersten freien Training und Sprint-Qualifying in einen alten McLaren der brasilianischen Motorsport-Legende steigen und einen Demo-Run im Autodromo Jose Carlos Pace absolvieren.
Für den 39 Jahre alten Briten geht damit ein Traum in Erfüllung. „Ich hätte das in einer Million Jahre nicht gedacht“, sagte er. Bei dem Boliden handelt es sich wohl um einen MP4/5B, mit dem Senna 1990 Weltmeister geworden war.
Die Verbindung zwischen Hamilton, Senna und Brasilien ist groß. Vor 16 Jahren bejubelte er in São Paulo seinen ersten WM-Titel – passenderweise in einem McLaren. 2017 erhielt er als glühender Fan des 1994 in Imola tödlich verunglückten Senna beim Großen Preis von Kanada einen originalen und im Rennen getragenen Helm des dreifachen Champions. Zudem wurde Hamilton 2022 zum Ehrenbürger von Brasilien ernannt. „Ich liebe es, hierher zu kommen“, sagte er. Nun wird ihm im 30. Jahr nach Sennas Tod eine besondere Ehre zuteil. (sid)