Am Sonntag treffen zwei Quarterbacks aufeinander, deren beider Karrieren anders verlaufen sind, als man und vor allem sie selbst gedacht hätte. Der eine hat seine zweite Chance schon mehr als richtig gut genutzt und seine Kritiker Lügen gestraft.
Die Rede ist von Jared Goff, dem Spielmacher der Detroit Lions.
Er wurde nach seiner eher durchwachsenen Leistung für die Los Angeles Rams im Super Bowl 2019 und der daraus resultierenden Niederlage gegen die New England Patriots eiskalt zu den Detroit Lions im Tausch für deren Quarterback Matthew Stafford abgeschoben. Was damals durch die Leistungen der Lions nach einer Sackgasse in die sportliche Vergessenheit aussah, entpuppte sich aber als absoluter Glücksgriff. Für beide Seiten.
Die Detroit Lions hatten ihre glorreichste Zeit in den 1950er-Jahren, in denen sie drei NFL-Championships gewonnen haben. Doch seither wartet man in der Motor-City vergebens auf den Titel. Auch schon beim Thema Playoff-Teilnahmen sah es sehr lang wahrlich mau aus. Gerade mal viermal erreichten die Lions seit der Jahrtausendwende die K.o.-Runde der NFL.
Doch seit sich die Besitzerin Sheila Ford Hamp im Januar 2021 entschied, die Geschicke ihres Familienunternehmens in die Hände von Head Coach Dan Campbell zu legen, läuft es in der Autostadt endlich rund. Der 48-Jährige kann nun auf eine fast 25 Jahre lange Karriere in der NFL zurückblicken. Alleine ein Jahrzehnt davon als aktiver Spieler. Der Tight End wurde 1999 von den Giants ausgewählt und lief in seinen 114 Spielen u.a. auch für die Saints, Cowboys und Lions auf.
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Nach Jahren, in denen die Trainer in Detroit kamen, um auch schnell wieder zu gehen, war die Nachricht über die Entscheidung für Campbell eine echte Überraschung, stach er doch weitaus erfahrenere Mitbewerber aus.
Als Campbell in seiner ersten offiziellen Pressekonferenz als neues Gesicht der Lions Worte wählte, die bei Weitem nicht zum üblichen Ton in der NFL gehörten, als er von „Zähne ausschlagen“ und „Kniescheiben zerstören“ sprach, staunten die Journalisten und Fans nicht schlecht. Doch diese Art war genau das, was dem Team den Zündfunken verpasste, den die Lions brauchte. Unter seiner Führung wurde das Team schnell und effektiv umgebaut, sodass letzte Saison erst im NFC-Finale Schluss war und der Traum vom Super Bowl vertagt werden musste.
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Diese Niederlage scheint aber die Extraportion Motivation für die Lions zu sein. Mit jedem Spieltag manifestieren sie ihre Favoritenrolle auf eine erneute Teilnahme im Super Bowl.
Durch Campbell, der in Goff den Spielmacher sah, der er jetzt auch unter seiner Führung wurde, wurde aus der Fußmatte der Liga ein echtes Powerhouse. Jared Goff warf alleine letzte Woche 412 Yards und vier Touchdowns bei keiner einzigen Interception. Seine enorm hohe Trefferquote brachte ihm ein 158.3 Rating ein – der absolut höchstmögliche Wert.
Diese Meisterleistung hat er nun schon mehrfach hingelegt. Eine Tatsache, die ihm mal eben einen Platz in den Geschichtsbüchern der NFL eingebrachte, da diese Zahlen sonst für Quarterbacks eher Seltenheitscharakter haben.
Mr. Perfekt und seine Lions müssen am kommenden Sonntag nun gegen die Indianapolis Colts ran. Auch hier nutzt jemand gerade seine zweite Chance. Colts-Quarterback Anthony Richardson war vor ein paar Wochen in dieser Kolumne schon Thema, als er von seinem Verein zu einer Zwangspause auf der Bank verdonnert wurde. Nachdem er also seinem Ersatzmann, dem Routinier Joe Flacco, zusehen musste, scheint es, als wenn diese Tage das Feuer in Richardson neu entfacht hätten.
Gegen die Jets am letzten Spieltag legte er so los, wie sich das die Fans und Teamverantwortlichen das schon vorher gewünscht hätten. Das Resultat: Ein Sieg mit Leistungen von Richardson die weitaus besser waren als alles in dieser Saison je zuvor. 272 Yards insgesamt bei 9,1 pro angekommenen Pass.
Es scheint also, als wenn der 22-Jährige den Schuss vor den Bug verstanden hätte. Doch jetzt kommt eine der besten Passverteidigungen auf die Colts zu. Die Lions-Secondary machte am vergangenen Spieltag aus den Receivern der Jacksonville Jaguars eine Bande kleiner harmloser Mietzekatzen. Sie ließen gerade mal 138 Yards durch die Luft zu. Eine Leistung, die Richardson und Co. garantiert die ein oder andere schlaflose Minute bescheren wird.
Doch die Spielweise des Colts-Quarterbacks, im Falle des Falles kurzerhand seine extreme Mobilität auszuspielen, wenn keine Anspielstationen frei sind, könnte den Colts am Sonntag in die Karten spielen. 111 Kilogramm mit der Geschwindigkeit eines Olympiasprinters zu stoppen, kann für einen Spieler alleine schon zu einer Mammutaufgabe werden. Und das könnte die Lions zwingen, in ihrer gut funktionierenden Defense die ein oder andere Veränderung vorzunehmende, was wiederum dann die Passverteidigung schwächt.
Doch auch für die Defense der Colts wird es ein echt harter Arbeitstag. Kein Team schütz seinen Spielmacher so effektiv wie die Lions. Nicht ein einziges Mal bekam der Gegner in den letzten zwei Spielen Goff zu fassen. Und: Ein Goff mit Zeit ist die gefährlichste Variante des Jared Goff.
Die zwei Siege gegen die Titans und Jaguars bei denen die Lions über 50 Punkte auf die Anzeigetafel brachten sind hierfür mehr als ein deutlicher Beweis.
Es wird also spannend. Schaffen die Colts mit einem extrem motivierten Richardson das Wunder? Oder marschieren die Lions dominant weiter in Richtung Super Bowl!
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Über dieses Thema und alle anderen Spiele und News rund um das kommende Wochenende spreche ich natürlich mit meinem Kollegen Mike Stiefelhagen in der neuesten Folge unseres interaktiven NFL-Podcasts „Die Pille für den Mann“. Wem das noch nicht reicht, der bekommt noch mehr in YouTube-Format „Stoned Lack“.