Sports campus planned at the former DFB headquarters

Sports campus planned at the former DFB headquarters

Vor ein paar Tagen konnten sich Vereinsvertreter auf der Sportinfra-Messe des Landessportbundes Hessen (LSBH) informieren, wie sie ihre Immobilien zeitgemäß modernisieren. Dass auch einige der eigenen Bauten nicht mehr heutigen Ansprüchen genügen, musste LSBH-Präsidentin Juliane Kuhlmann am Samstag beim Hauptausschuss der Dachorganisation zugeben. Weil die Heinz-Lindner-Sporthalle nicht mehr die Auflagen erfüllt, um vor einem Brand zu schützen, muss der LSBH seinen Sportbundtag im kommenden Jahr im RheinMain Congress Center in Wiesbaden abhalten – anstatt in der Otto-Fleck-Schneise.

In der Schneise, in der mehr als 20 Sport- und Fachverbände angesiedelt sind, steht der LSBH mit dem Problem nicht allein da. Einige Gebäude sind mehr als 50 Jahre alt und bieten auch den dort übenden Top-Athleten und Talenten keine idealen Bedingungen. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) musste in dem Teil, in dem die Trampolinturner trainieren, Löcher in die Decke schneiden, damit diese hoch genug fliegen können.

Vor vier Jahren kam die Idee auf, die Schneise in einen „Campus Sportdeutschland“ zu verwandeln und nicht mehr nur an den jeweils dringlichsten Stellen zu flicken, sondern diese Zentrale der Bewegung als großes Ganzes zu entwickeln. Den aktuellen Plan für die Initiative stellte Immanuel Geis von den Projektmanagern „ProProjekt“ nun den mehr als 200 Vertretern von Sportkreisen und Fachverbänden in Hessen vor.

Für jedes Modul gäbe es eine andere Finanzierung

Vorgesehen sind beim DTB drei doppelstöckige Hallen für Gerätturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Trampolinturnen und andere Disziplinen. Beim LSBH würde ein Schwimmbecken mit sechs 50-Meter-Bahnen unterhalb einer neuen Drei-Felder-Sporthalle entstehen. Die alte Residenz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) könnte zu einer Service-Zentrale mit den Verwaltungen der verschiedenen Organisationen werden. Seit das Organisationskomitee für die Fußball-Europameisterschaft im Spätsommer auszog, hat der DFB keine Verwendung mehr für seinen früheren Hauptsitz.

Auch an Krafträume, Leistungsdiagnostik und Physiotherapie ist an dieser Stelle gedacht, um Bereiche, die jetzt noch getrennt voneinander sind, zusammenzuführen. Hinter dem alten Internat im DTB-Komplex befindet sich ein letztes Wald-Grundstück, das bebaut werden darf. Dort soll ein neues, sechsstöckiges Haus der Athleten mit mehr Platz als bisher, mit bis zu 76 Zimmern für minderjährige Schüler mit pädagogischer Betreuung und bis zu 20 Wohnheimräumen für ältere sowie Gemeinschaftsbereichen, hochgezogen werden.

Das Projekt könnte ab 2025 umgesetzt werden. Über einen Zeitraum von sieben bis zehn Jahren würde ein Modul nach dem anderen abgearbeitet werden, angefangen mit dem DFB-Sitz bis zum Schwimmbad. LSBH-Hauptgeschäftsführer Andreas Klages erklärt, dass die Heinz-Lindner-Halle erst abgerissen werden müsste, wenn die moderne Alternative bereits dort steht, wo sich bislang nur die Schwimmhalle befindet. So käme es nicht zu Trainingsausfällen, und die Internatsschüler könnten bis zur Eröffnung des Neubaus in ihren alten Zimmern bleiben. Allein die Schwimmer müssten sich zwischenzeitlich anderes Wasser suchen, obwohl das sowieso schon als Mangelware gilt. Die Gedanken gehen in Richtung Rebstockbad, das Mitte 2027 fertiggestellt sein soll.

Wer derzeit von einem Komplex zum anderen will, ist auf unbefestigten Wegen, bei Regen im Matsch unterwegs. Auch das wollen die Projektplaner ändern. Die Verkehrsanbindung ist ebenfalls ein Thema, zumal sich diese bei einem Bau der geplanten Multifunktionsarena neben dem Stadion sowieso wandeln würde. In der Machbarkeitsstudie dazu gibt es laut Klages Verbindungen zum Campus.

Investitionen in Höhe von 200 Millionen Euro wollen der Bund, die Stadt und das Land Hessen, in dessen Koalitionsvertrag der Campus steht, in den Plan stecken. Für jedes Modul gäbe es eine andere Finanzierung, weil es unterschiedliche Träger und Förderer betrifft. Geis betont, das Bundesinnenministerium müsse den Projektplan, der bis Jahresende fertig sein soll, noch absegnen. Die Neuwahlen der Bundesregierung könnten alles ins Stocken bringen. „Die Vereine und Verbände müssen zeigen, dass sie es wollen“, sagte Staatssekretärin Sonja Optendrenk aus dem hessischen Sportministerium in ihrer Rede. „Nur wenn signalisiert wird, dass es wichtig ist, werden wir das gemeinsam stemmen.“

Für den Sportstandort Frankfurt wäre es ein weiteres Prestigeprojekt: In der Mitte des Landes könnten sich die verschiedenen Nationalmannschaften treffen und vom benachbarten Flughafen aus zu den Wettbewerben fliegen. Bereits in den vergangenen Jahren nutzte der DFB diesen Standortvorteil und baute auf der einstigen Galopprennbahn seine neue Akademie und den Verwaltungssitz – für 180 Millionen Euro. Auch Eintracht Frankfurt errichtete ein neues, modernes Proficamp. So gesehen wäre der Campus Sportdeutschland das dritte Projekt in wenigen Jahren im Süden der Stadt.

Ein Manko offenbaren die Vorhaben jedoch: Trotz des hohen Bedarfs beim LSBH würden dort – anders als beim Turner-Bund – keine zusätzlichen Flächen für den Hallensport entstehen. Und das, obwohl das Projekt ansonsten sehr umfangreich geplant ist. Klages sagt dazu nur: „Es gibt noch keinen Plan für den Platz, an dem jetzt unsere alte Halle steht.“

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