Zwei Hälften hat eine Fußballsaison. Die eine wird vor Weihnachten gespielt, und wer in dieser Phase am besten ist, wird – etwas widersprüchlich – Herbstmeister. Und wer dann in der zweiten Hälfte, wenn es allmählich wärmer wird und die Fans ihre Wintermäntel gegen Trikots tauschen, an der Tabellenspitze steht, gewinnt die Meisterschale. Wenn ein Klub aber gut in die Saison startet, heißt es seit einigen Jahren nicht mehr, dass man mit einem Fazit doch bitte schön bis Mai abwarten müsse. Sondern bis die ersten zehn Spieltage vorüber sind.
Ihren zehnten Auftritt in der Liga gewann Eintracht Frankfurt beim Zweiten der vergangenen Saison, dem VfB Stuttgart, 3:2. Sie hat nun 20 Punkte, steht auf Platz drei, hat die zweitbeste Offensive der Liga und mit Omar Marmoush den treffsichersten Stürmer (11 Tore, geteilter erster Platz mit Bayerns Harry Kane). Grund zur Freude also für Sportvorstand Markus Krösche? „Wir sind sehr zufrieden. So hätten wir uns das vor der Saison ausgemalt“, sagt er. Dass die Eintracht im Schnitt zwei Punkte pro Bundesligaspiel holt, im Achtelfinale des DFB-Pokals steht und auch im Europapokal vorne mitspielt, lässt wenig Raum für Wünsche.
Aber nicht nur die Ergebnisse gefallen Krösche. Die Mannschaft habe sich im zweiten Jahr unter Trainer Dino Toppmöller zu einer gefestigten Einheit entwickelt. Hinten sei sie durch die beiden Neuzugänge Arthur Theate und Rasmus Kristensen robuster, sodass auch die etablierten Robin Koch und Tuta aufblühten. Und als er über die pfeilschnelle Offensive spricht, reißt Krösche die Augen noch weiter auf. Fünf der zehn schnellsten Bundesligaspieler sprinteten für die Eintracht über die Plätze des Landes, erklärt er. Ein Reporter fragt: Ist das also die beste Mannschaft, die er in seinen dreieinhalb Jahren zusammengestellt hat? „Es ist jedenfalls der spannendste Kader. Man weiß nicht, wo es bei dem ein oder anderen endet.“
Krösche erkennt ein System
Man könnte da zumindest eine Ahnung bekommen. Hugo Larsson ist vor dem Tor gefährlicher und körperlich stabiler geworden. Der zweite Hugo, der Franzose Ekitiké, setzt seinen Trend aus der vergangenen Rückrunde fort, trifft und schafft es selbst gegen beinharte Bundesligaverteidiger wie Stuttgarts Jeff Chabot, seinen Körper vor den Ball zu schieben. Die Aufzählung ließe sich problemlos weiterführen. Krösche lobt Ansgar Knauff, der Bälle nun besser annehme, verarbeite und deshalb an mehr Toren beteiligt sei. Zuletzt fügten sich auch die beiden Außenverteidiger Nathaniel Brown und Nnamdi Collins problemlos ein. Die Eintracht, sie funktioniert.
Am besten tut sie das, wenn der Gegner den Ball hat und sie schnell auf ihre beiden Stürmer spielt. 44 Prozent der Spielzeit sind die Frankfurter am Ball, Platz 13 in der Bundesliga, gleichauf mit Augsburg und Kiel. Gleichzeitig haben sie die drittmeisten Chancen herausgespielt und dank ihrer herausragenden Stürmer 26-mal getroffen. In der vergangenen Saison traf die Eintracht 51-mal – schon im November steht sie also bei der Hälfte ihrer Tore aus der vergangenen Saison.
Krösche erkennt dahinter ein System: Weil nun schneller nach vorne gespielt werde, gehe der Ball eben auch schneller verloren. Und im vergangenen Jahr sei die Eintracht schlicht zu oft in „schlechtem Ballbesitz“ gewesen, sie hatte zwar wesentlich häufiger den Ball, schob ihn aber unproduktiv in der eigenen Spielhälfte hin und her. Gewinnt die Eintracht nun den Ball, geht es schnell Richtung Marmoush und Ekitiké.
However, Krösche recognizes three weaknesses. When Stuttgart and Prague pressed high, meaning Eintracht were on their feet early on, the ball was quickly gone. This was particularly noticeable on Sunday: the balls sometimes flew uncontrollably from the Eintracht half into the touchline or onto the big Stuttgart defenders, who then initiated the next VfB attack, while Marmoush and Ekitiké looked on in a relaxed manner. So slowly but surely the noose tightened and VfB came close again.
Weakness number two: If the opponent wants to have the ball even less frequently than Frankfurt, they too rarely look for dangerous space behind the defensive line, for example by sprinting or changing sides. This is likely to be in demand more often in the coming weeks against clubs from the bottom half of the table. And last but not least, Krösche is annoyed by the many goals conceded from set pieces.
The fact that Eintracht suddenly scores again after corners, penalties or free kicks is something that an Egyptian in the storm is not entirely innocent of. Marmoush has now fired three free kicks in a row over the Bochum, Prague and Stuttgart walls. A feast for the eyes – and one that can be admired for a long time? “Our goal is to keep the team together until the summer. But if someone comes and pays for what we want, we are always willing to give up.”
Whether that will be the case in January, at the next milestone, will probably be decided more in London, Manchester or Liverpool and less in the city forest. As long as Stuttgart and Dortmund are weak, Eintracht wants to make themselves comfortable in the Champions League places. So that it will still be at the forefront in May, when the jackets disappear into the closet and winter coats are swapped for jerseys.