The NFL has a quarterback problem – column by Carsten Spengemann | sport

The NFL has a quarterback problem – column by Carsten Spengemann | sport

Die Abkürzung NFL steht immer wieder passend für die Worte „Nicht für Lange“. So erneut auch in den jüngsten Fällen von Anthony Richardson, Bryce Young und Co.!

Viele der jungen Hoffnungsträger, die eigentlich ihre Teams endlich ins gelobte Land der Playoffs führen sollten, sind zu bankdrückenden Back-Ups verkommen. Neustes Mitglied in dieser Liste ist Colts-Quarterback Antony Richardson. Der 22-Jährige, der den Großteil der vergangenen Saison schon verletzungsbedingt aussitzen musste, wird an diesem Wochenende durch den Routinier Joe Flacco ersetzt.

Flacco, der nach einer langen Karriere schon seinen Helm an den Nagel gehängt hatte und vergangenes Jahr als Retter in der Not von der heimischen Couch direkt ins Team der Cleveland Browns kam und sogar den prestigeträchtigen Titel des „Comeback Player of the Year“ gewinnen konnte, soll die Colts nach vier Siegen bei vier Niederlagen also in Richtung Playoffs führen.

So weit, so gut. Doch das ist mir zu kurzfristig gedacht!

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Quelle: Instagram01.11.2024

Flacco ist in seinem sage und schreibe sechzehnten NFL-Jahr. Das ist in einem Kollisionssport eine Ewigkeit. Er ist somit definitiv nicht der Mann, der das Team aus Indianapolis die nächsten fünf bis sechs Jahre oder länger wird führen können. Was passiert also auf der wichtigsten Position des Teams in der Zukunft. Ein erneuter Umbruch vom Umbruch?

Richardsons Werte sind zugegebenermaßen schlecht. Teilweise sogar richtig schlecht. Gerade mal 44,4 Prozent seiner Pässe brachte der junge Spielmacher an den Mann. Damit ist er sogar noch schlechter als JaMarcus Russell, der sogar 48,8 Prozent zum Mitspieler beförderte. Beim Namen von Russell klingelt es jetzt beim Lesen nicht?

Kein Wunder, ging dieser an Nummer 1 gepickte Spieler nicht nur als schlechteste Draftentscheidung der Raiders in die Geschichte ein, sondern als schlechtester Pick überhaupt. Er war genauso schnell wieder weg, wie er gekommen war. Doch im Gegensatz zu Russell, der das Leben eines NFL-Stars der Arbeit eines NFL-Spielmachers vorzog und sein Talent regelrecht durch Faulheit und Bequemlichkeit wegwarf, ist Richardson einer, der will und das auch durch viel Arbeit abseits des Footballfeldes zeigt.

Doch wollen alleine reicht eben nicht. Die NFL ist ein Haifischbecken. Als Richardson sich im letzten Spiel selbst auswechselte und danach auf der Pressekonferenz ganz ehrlich zugab, dass er „müde war und einfach nicht mehr konnte“, war klar, dass diese ehrlichen Sätze ihn vielleicht seine restliche Karriere gekostet haben könnten.

Die Ehrlichkeit von Richardson offenbarte meiner Meinung nach ein ganz anderes viel gravierenderes Problem, als das Richardson durch zu viel links rechts laufen vor seinen Pässen aus der Puste war. Nämlich, dass die NFL ein Zukunftsproblem hat.

Richardson wechselte am Sonntag selbst aus

Richardson wechselte am Sonntag selbst aus

Foto: TIM WARNER/Getty Images via AFP

Denn es ist eben nicht nur Richardson, der seine PS einfach nicht auf den Rasen bekommt. Bryce Young (23), Trey Lance (24), Justin Fields (25), Will Levis (25), Kenny Pickett (26) und Mac Jones (26) teilen alle Richardsons Schicksal. Vom Hoffnungsträger, für den die Teams durch Trades im Draft teilweise Haus und Hof hergaben, wurden sie allesamt schnell zu Bankdrücker.

Diese Entwicklung mahnte Quarterback-Legende Tom Brady schon vor Jahren an. Es wird den jungen Spielmachern keine Zeit mehr gegeben, um sich in der NFL entwickeln zu können. Die Erwartungshaltung ist so hoch, dass sportpsychologisch betrachtet ein Spieler mit Anfang zwanzig ohne die richtigen Coaches an seiner Seite nur scheitern kann und regelrecht verbrennt wird.

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Speziell im Falle vom Quarterback der Colts ein hausgemachtes Problem. Mit nicht einmal 20 Spielen am College auf dem Buckel entschied sich Richardson, frühzeitig Profi zu werden. Mit dem 4. Pick des 2023er-Drafts entschieden die Colts, dass er das doch bitte in ihren Diensten tun solle.

Aber: Football spielen lernt man nur durch Football spielen. Hier war klar, dass Richardson trotz seiner Talente ein Defizit haben wird, das sich nicht durch Magie in Luft auflösen wird.

Selbst Peyton Manning, mittlerweile in der Hall of Fame und Rekord-Spielmacher der Colts, warf 1998 in seiner ersten Saison in Indianapolis ganze 28-mal den Ball zu Gegner. Werte, die unter heutigen Standards seine beeindruckende Karriere wahrscheinlich nie möglich gemacht hätten.

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Quelle: BILD/Instagram @flash_garrett30.10.2024

Klar, es gibt immer wieder Ausnahmen. Aktuell zeigen zum Beispiel Bo Nix bei den Denver Broncos oder Jayden Daniels bei den Commanders, genau wie C.J. Stroud bei den Texans letztes Jahr, dass es auch anders laufen kann. Aber speziell im Falle von Nix und Daniels waren auch ganz andere Vorzeichen gegeben. Nix spielte über 60 Partien am College und Daniels wurde von seinem Coach Kingsbury Woche für Woche mit einem Spielplan versehen, der ihm half, mit jedem Play schnell Sicherheit auf dem Feld zu gewinnen.

Doch Ausnahmen sind eben nicht die Regel. Jordan Palmer, der Bruder des ehemaligen Bengals- und Cardinals-Quarterbacks Carson, betreibt beruflich eine Firma, die sich der Entwicklung junger Spielmacher auf die Fahne geschrieben hat. Er äußerte in einem Interview sein Unverständnis darüber, warum die NFL-Teams nicht wie z.B. die Profibaseballteams der MLB ehemalige Spieler als Mentoren für ihre Talente engagieren würden. Doch dies ist nicht Palmers einziger Kritikpunkt an die Herangehensweise an das Thema „Spielmacher der Zukunft“.

Genauso lassen die NFL Teams, laut Palmer im Bereich Datenanalyse der Spielweise und Würfe der jungen Spielmacher viel zu viel Möglichkeiten liegen, die am College und in anderen US-Sportarten teilweise schon gang und gäbe sind.

Palmer geht aber auch davon aus, dass ein Aufwachen und Umdenken in der Maschinerie vieler NFL-Teams bald automatisch erfolgen wird. Denn ein verbrannter Top-Draft-Pick kann eine NFL Franchise um Jahre aus der Erfolgsspur werfen. Dieses Risiko ist einfach zu kostspielig, als dass man nicht alle Hebel in Bewegung setzen wird, um dieses zu minimieren.

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