Auch das schnelle Wiedersehen machte keine Freude! Die zweite Dezember-Dienstreise nach Leipzig ging für die Eintracht wie die erste aus: verdrießlich. Für Team und Trainer, die nach einer zuvor in dieser Saison nicht gekannten Schwächephase einen (Teil-)Erfolg gut hätten gebrauchen können, gab es ein weiteres Ergebnis zu verkraften, das kurz vor dem Jahresabschluss die Bilanz trübt und auf die Stimmung schlägt.
Am Sonntag, zum Abschluss des 14. Bundesligaspieltags, unterlagen die Frankfurter 1:2 bei RB. Mit der Niederlage verlängerte sich die Serie siegloser Partien, die mit dem 0:3-Debabel bei den Sachsen im Pokal-Achtelfinale vor elf Tagen ihren Anfang genommen hatten, auf vier – was auch dafür sorgte, dass die Hessen in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga ihre Rolle als erster Verfolger des FC Bayern fürs erste los sind.
Am Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) steht zum Jahresabschluss vor eigenem Publikum noch das Rhein-Main-Duell mit dem FSV Mainz 05 auf dem Programm, der mit seinem 2:1 über die Münchner seinen Teil dazu beitrug, dass die Eintracht ungeachtet der aktuellen Schwierigkeiten mit 27 Punkten gleichauf mit RB zumindest in Schlagweite hinter dem Branchenprimus (33) sowie Titelverteidiger Bayer Leverkusen (29) bleiben.
„Die letzten anderthalb Wochen sind sicherlich nicht die schönste Zeit. Woran es genau liegt, ist schwierig zu beurteilen“, sagte Eintracht-Torwart Kevin Trapp bei DAZN und fand dann einen konkreten Kritikpunkt: „Die letzten vier, fünf Spiele kriegen wir immer direkt nach der Pause ein Gegentor. Wenn es so oft nacheinander passiert, muss es einen Grund haben. Dann läufst du wieder hinterher, und das kostet Körner.“
Eine „gewisse Wut im Bauch“
Er verspüre, so sagte es Dino Toppmöller im Rückblick auf die vorangegangene Auseinandersetzung mit den Roten Bullen eine „gewisse Wut im Bauch“, weil dabei eine Titelchance leichtfertig zunichte gemachte wurde. Und der Frankfurter Trainer nannte es notwendig, trotz allem aus dem frustrierenden Erlebnis „positive Energie“ zu ziehen.
Taktisch und personell nahm er dafür einige Modifikationen vor, was auch dem Umstand geschuldet war, dass mit Tuta eine Stammkraft für die Defensive angeschlagen aus dem Auftritt in der Europa League in Lyon (2:3) hervorgegangen war und nicht zur Verfügung stand.
Für ihn stieß Nathaniel Brown in der Viererkette hinzu. Auf der linken Seite vor ihm begann (erstmals) in einer Ligapartie Can Uzun, der zu einem der wenigen gehörte, der nach dem Rückschlag in Frankreich von sich behaupten konnten, nach seiner Einwechslung Mitte der zweiten Halbzeit seine Sache formidabel gemacht zu haben.
Bei Leipzig kam Xaver Schlager – sieben Monate, nachdem ihm das Kreuzband gerissen war – zu seinem Startelfcomeback. Und dass der Österreicher ein energischer Zeitgenosse ist, der mit seiner Lauf- und Einsatzbereitschaft Akzente im Mittelfeld zu setzen versteht, wurde der Eintracht öfter, als ihr lieb sein konnte, vor Augen geführt.
Marmoushs Feingefühl im Fuß
So war der 27-Jährige als Initiator der Angriffsaktion maßgeblich an der RB-Führung beteiligt. Seine Hereingabe landete über Landsmann Christoph Baumgartner im hohen Bogen bei Benjamin Šeško, der mit dem Kopf schneller reagierte, als Trapp im Hinauseilen eingreifen konnte (20. Minute).
Wie schon vor dem Rückstand tat sich auch im Anschluss Omar Marmoush bei den Versuchen hervor, den Frankfurtern Feldvorteile und Abschlussmöglichkeiten zu verschaffen. Der ägyptische Goalgetter, der in Lyon zunächst noch geschont worden war, ließ bei einem Freistoß von der Strafraumgrenze sein Feingefühl im Fuß aufblitzen. Sein Schlenzer flog über Torwart Maarten Vandevoordt, prallte aber an der Latte ab (32.) – war dennoch ein unverkennbares Signal, dass er und die anderen hier nicht nochmal früh klein beigeben wollten.
Und zwei ihrer Youngster verbesserten dann vorübergehend auch die Sachlage: Auf Außenrist-Vorlage von Uzun traf Brown aus rund 15 Metern zum Ausgleich (40.). Kaum, dass die abwechslungs- und temporeiche Vorstellung nach der Halbzeitpause fortgesetzt wurde, jubelten dann die Leipziger wieder. Im Anschluss an einen Eckball schloss Lois Openda aus spitzem Winkel an Trapp vorbei zum 2:1 ab (52.).
Beinahe hätte Marmoush diesen Rückstand rasch egalisiert, doch ihm fehlten bei einem Schuss von Arthur Theate Zentimeter, um der Kugel im Fallen mit dem Fuß den letzten Spin zu verleihen (54.) Gleiches galt für eine Einzelaktion von Ansgar Knauff (59.). Die Frankfurter blieben beharrlich, lauerten auf Möglichkeiten zur Attacke, boten aber, weil sie weiter aufrückten, RB auch Räume zum Kontern. Spätestens Trapp gelang es aber, die Gefahrenmomente zu entschärfen, was aber auf der anderen Seite nicht half, wo die Frankfurter bei allem Bemühen keinen weiteren Treffer zustande brachten.
„Es war ein hartes Stück Arbeit“, sagte Christoph Baumgartner hinterher bei DAZN. Am Ende seien die Frankfurter „nochmal sehr drückend“ gewesen. So fügte sich der Endstand in die Reihe jüngster Resultate, die die Eintracht mit dem ärgerlichen Gefühl zurückließ, eine weitere machbare Gelegenheit nicht genutzt zu haben – während RB nach dem Königsklassen-Frust unter der Woche das genaue Gegenteil behaupten konnte.