Diese Freude, in der Fußball-Nationalmannschaft zu spielen, die Julian Nagelsmann jüngst explizit hervorhob, war Robin Gosens immer anzumerken. Umso schmerzhafter war es, dass er seit seinem Debüt im Jahr 2020 nur 22 Länderspiele machen durfte und nach der Teilnahme an der EM 2021 für die WM 2022 und die Heim-EM nicht nominiert wurde.
Das nagte an Gosens. Die Nationalmannschaft sei für ihn „auf individueller Ebene das Größte, was man erreichen kann“. Als er nicht im Kader des Turniers im eigenen Land stand, sei „eine Welt zusammengebrochen, ich war maßlos enttäuscht“.
Nach einem Jahr Pause half die Verletzung von David Raum vor den Länderspielen im Oktober, dass Gosens ins deutsche Aufgebot zurückkehrte. Mehr als der Pech des Kollegen auf der Position des Linksverteidigers noch sorgte die Entscheidung, die Gosens ein paar Wochen zuvor traf, für die Nominierung: Am letzten Tag der Transferperiode, kurz vor Union Berlins Heimspiel, bei dem er spielen sollte, wechselte er zur AC Fiorentina, zurück nach Italien, wo er schon bei Atalanta Bergamo und Inter Mailand war, ehe es ihn in die deutsche Hauptstadt zog.
„Italien ist ein Land, das mir als Mensch sehr liegt“
Er erhoffte sich, wie er am Donnerstag im Kreis des Nationalteams sagte, durch den Wechsel eine „höhere Visibilität in Deutschland“ und „erhöhte Chancen“ auf einen dauerhaften Platz im Nationalteam. Der Plan ging schief. In der Toskana fand er nicht nur sein (Fußballer-)glück zurück: „Italien ist ein Land, das mir als Mensch sehr liegt.“
Er habe es „sehr in Herz geschlossen“. So sei es „vielleicht eine logische Konsequenz, dass es nun wieder besser läuft“. In Florenz ist Gosens Stammspieler – anders als Mats Hummels bei der AS Roma. „Unfassbar unglücklich“ nennt Gosens dessen Italien-Start. Der Trainerwechsel sollte Hummels nun Mut machen. „Ich glaube, dass das Abenteuer von Mats jetzt richtig losgeht“, sagt der Serie-A-Kenner. „Er hat eine großartige Karriere und verdient ein besseres Ende als es bisher war.“
Seine eigene Rückkehr ins Nationalteam bewertet Gosens als „absolute Belohnung“, auch wenn er erstmal eine „Herausforderer-Rolle“ einnimmt im Duell mit dem verletzten Raum und Maximilian Mittelstädt. „Ich muss mich jetzt beweisen, damit ich mich festspiele“, sagte er vor den Nations-League-Spielen an diesem Samstag (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Nations League und bei RTL) in Freiburg gegen Bosnien-Hercegovina und am Dienstag (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Nations League und im ZDF) in Budapest gegen Ungarn.
