Ein Defekt an einem Ostsee-Glasfaserkabel hat am Montag den Datentransfer zwischen Finnland und Deutschland gestört. Es sei möglicherweise durch Fremdeinwirkung durchtrennt worden, sagte Ari-Jussi Knaapila, der Chef der finnischen Betreiberfirma Cinia, am Montag auf einer Pressekonferenz. Darauf deute der plötzliche Ausfall in der vergangenen Nacht hin. Allerdings stehe die physische Inspektion noch aus.
Am Montagabend berichtete darüber hinaus der litauische Rundfunksender LRT unter Berufung auf das schwedische Kommunikationsunternehmen Telia, dass bereits am Sonntag ein Kabel zwischen Schweden und Litauen beschädigt worden sei.
Schwedische Behörden untersuchen beide Vorfälle
Ein Telia-Sprecher bestätigte auf dpa-Anfrage, dass das Arelion-Kommunikationskabel zwischen der schwedischen Insel Gotland und Litauen physisch beschädigt worden sei, litauische Telia-Kunden aber keine größeren Beeinträchtigungen dadurch erlebt hätten.
Man hoffe aber, dass die marine Glasfaserverbindung zeitnah wiederhergestellt werde. In Schweden teilte Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin dem Rundfunksender SVT mit, dass schwedische Behörden die beiden Vorfälle untersuchten.
Außenministerien zeigen sich besorgt
Nach dem Defekt zeigen sich Finnland und Deutschland besorgt. „Dieser Vorfall löst sofort Verdacht auf absichtliche Beschädigung aus”, heißt es in einer am Montagabend veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme der Außenministerien beider Staaten. „Die Sicherheit Europas wird nicht nur durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine bedroht, sondern auch durch hybride Kriegsführung.” Eine Untersuchung sei eingeleitet worden.
„Der Schutz unserer gemeinsamen kritischen Infrastruktur ist entscheidend für unsere Sicherheit und die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften”, erklären beide Länder. Das Glasfaser-Kabel verläuft zwischen Helsinki und Rostock. Es verbindet die Datenzentren Kontinentaleuropas mit denen in Skandinavien.
Das 1173 Kilometer lange Kabel „C-Lion1″ verläuft zwischen Helsinki und Rostock. Es verbindet die Datenzentren Kontinentaleuropas mit denen in Skandinavien. Das Netzwerk- und Cybersicherheitsunternehmen Cinia arbeitet nach eigenen Aussagen mit den finnischen Behörden zusammen, um den Vorfall aufzuklären. Die Reparatur eines Unterseekabels dauere üblicherweise zwischen fünf und 15 Tagen.
Im vergangenen Jahr waren eine Gaspipeline und mehrere Telekom-Kabel in der Ostsee beschädigt worden. Finnische Ermittler haben einen über den Meeresboden schleifenden Anker eines chinesischen Container-Frachters im Verdacht, hierfür verantwortlich zu sein. Es ist allerdings unklar, ob Vorsatz im Spiel war.
Vor zwei Jahren hatte die Zerstörung mehrerer Ostsee-Gaspipelines zwischen Russland und Deutschland für Schlagzeilen gesorgt. Wer den Sabotageakt in Auftrag gab, ist bislang ungeklärt.