Viele Ansinnen, die sie bei der Eintracht im Sommer in der Vorausschau auf das neue Fußballjahr formuliert hatten, gingen schon in Erfüllung. Und nun, da mit Weihnachten die Tage näher rücken, in der endgültig allenthalben Wunschzettel geschrieben werden, sind sie zwar längst nicht vollends glücklich mit dem Status quo, aber über ihre Ausbeute doch ziemlich zufrieden.
In der sich zu Ende neigenden ersten Hälfte dieser für den Klub bislang ausgesprochen erstrebenswert verlaufenen Saison sieht sich das Team von Trainer Dino Toppmöller in drei Wettbewerben aussichtsreich positioniert. Der Donnerstag in Dänemark bescherte dabei der Mannschaft den nächsten Erfolg im internationalen Geschäft, der ihre Hoffnung bekräftigte, dass es bis ins kommende Frühjahr hinein Abende in der Europa League unter maßgeblicher Frankfurter Beteiligung geben wird.
In der Stadt Herning kam die Mannschaft zu einem 2:1 gegen den heimischen FC Midtjylland. Es war am fünften von acht Vorrundenspieltagen dieses Pokalwettbewerbs insgesamt der vierte Sieg. Nur die ersten acht der insgesamt 36 teilnehmenden Teams qualifizieren sich Ende Januar direkt für das Achtelfinale, während die Konkurrenz auf den Plätzen 9 bis 24 dann noch durch die Play-off-Runde müssen. Die Frankfurter finden sich vorerst (punktgleich hinter Lazio Rom und Athletic Bilbao) in bester Ausgangslage auf dem dritten Rang wieder.
Erstbeste Chance führt zum Tor
Die Attribute „Frische und Laufstärke“ hatte Toppmöller vor dem Anstoß als Begründung für seine Entscheidung genannt, warum er unter dem Stichwort „Belastungssteuerung“ im Mittelfeld einen umfangreichen Personaltausch vorgenommen hatte: Anstelle des (für die erste Europa-League-Phase) nicht nominierten Nathaniel Brown sowie des Trios Ellyes Skhiri, Mario Götze und Ansgar Knauff, die allesamt zunächst auf der Auswechselbank Platz nahmen, brachte der Coach im Vergleich zum Bundesliga-Einsatz gegen Bremen (1:0) Mo Dahoud, Hugo Larsson, Niels Nkounkou und Farès Chaibi von Beginn an auf den Platz.
Er verknüpfte das mit der Erwartung, dass die vier, die zuletzt als Ersatzmänner nicht so intensiv gefordert waren, an der Schaltstelle zwischen Angriff und Verteidigung für einen Energieimpuls sorgen würden. Die Eintracht musste sich anfangs allerdings ein paar Minuten vor allem darauf konzentrieren, die Defensivreihen geschlossen zu halten, um den mit viel Schwung startenden Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten.
Diese Aufgabe erfüllte sie aufmerksam, ehe sie selbst die erstbeste Gelegenheit nutzte, einen Akzent zu setzen. Dem Führungstreffer war eine Balleroberung von Nnamdi Collins an der Seitenlinie vorausgegangen, wobei die Kugel mit schnörkelloser Präzision über Hugo Ekitiké und Omar Marmoush bei Hugo Larsson landete. Der Schwede, wiedergenesen von einer Oberschenkelverletzung, schloss im Strafraum mit dem rechten Fuß flach ins linke untere Eck ab (7. Minute).
Damit waren Fakten geschaffen, die den Frankfurtern in die Karten spielten: Sie konnten aus einer massierten Deckung heraus dank des Zutuns ihrer flinken Vorderleute Konterqualitäten ausspielen und so Nadelstiche setzen, mit denen sie die Abwehr vor Elias Olafsson piesackte. Der isländische Nationaltorwart zwischen den FC-Pfosten parierte einen Versuch von Dahoud, der bei Temperaturen knapp oberhalb der Frostgrenze zu einem probaten Mittel gegriffen hatte und sein Glück auf dem rutschigen Rasen mit einem Fernschuss versuchte, der zwischendurch aufsetzte, aber nicht stramm genug abgeschlossen war, um mehr zu erreichen (30.).
Strittiger Handelfmeter hilft der Eintracht
Wenn Midtjylland aussichtsreich über die Mittellinie nach vorne kam, hatte oft Kevin Mbabu seine Füße im Spiel. Der Schweizer, der vor fünf Jahren auf Wunsch des damaligen Eintracht-Trainers Adi Hütters beinahe in Frankfurt gelandet wäre, setzte sich in einigen Zweikämpfen auf der rechten Außenbahn gegen Nkounkou durch, aber in letzter Konsequenz positionierte sich Kevin Trapp bei dessen Hereingaben so, dass den Frankfurtern trotzdem kein Unheil drohte.
Marmoush wiederum vergab kurz vor der Pause die große Chance, die Ausgangslage noch komfortabler zu gestalten. Nach einem Steilpass von Ekitiké lief er frei auf Olafsson zu, lupfte das Spielgerät über den ihm entgegenschreitenden Schlussmann – doch auch über die Querlatte (43.).
Als es nach der Pause weiterging, ließ Nkounkou aus rund sieben Metern die Chance zum 2:0 liegen, was sich als umso unangenehmer herausstellte, da im Gegenzug die Eintracht eiskalt erwischt wurde: Collins fälschte eine Flanke von Mikel Gogorza – unhaltbar für Trapp zum 1:1 ab (49.). Es dauerte aber nicht lange, bis sich Toppmöllers Personal gefasst und die Kontrolle über das Geschehen wiedererlangt hatte.
Ein strittiger Handelfmeter, den Referee Craig Pawson auf Intervention des VAR und nach Studium der TV-Bilder am Seitenrand pfiff, half dabei, das Blatt wieder entscheidend zu wenden: Marmoush nutzte die Gunst des Augenblicks zum 2:1 für die Frankfurter (56.). Es war sein 15. Saisontreffer.
Diesen Vorsprung ließen sich die Frankfurter danach mit geduldigen Ballbesitzkombinationen nicht mehr nehmen. Sie brachten den sechsten Pflichtspiel-Dreier in Serie konzentriert über die Zeit. Und auch wenn letztlich kein glänzender Erfolg zu Buche stand, war es ein bemerkenswerter: Saisonübergreifend ist die Eintracht nun seit 18 Europa-League-Partien ungeschlagen. Damit egalisierte die Mannschaft den Rekord des FC Chelsea und kann, was weitere Motivation liefern wird, noch im Dezember einen eigenen aufstellen.